Musica festiva

Musica Festiva

Zu „Musica Festiva“, einem Konzert mit festlicher Musik für Blechbläser und Orgel, hatten der Eberbacher Bezirkskantor Achim Plagge und der Bläserkreis der Hochschule für Kirchenmusik Heidelberg unter der Leitung von Landesposaunenwart Armin Schäfer und Musikarrangeur Dr. Stefan Hübsch am Freitagabend in die Michaelskirche geladen. Viele Musikfreunde waren der Einladung gefolgt, wenn auch die zeitgleich tagende mächtige Konkurrenz der Faschingszunft für einige freie Plätze im Gotteshaus sorgte. Vierzig „engagierte Menschen aus den evangelischen Posaunenchören Nordbadens“ konnte Plagge mit dem großen Blechbläserensemble begrüßen. Im Gepäck hatten sie viel moderne Originalliteratur und ein paar eigens für die luftige Instrumentalkombination bearbeitete Stücke früherer Epochen. Und auch die Mitwirkung der Zuhörer war gefragt: bei zwei Gesangbuch-Liedern sollten sie den ohnehin machtvollen Sound mithilfe ihrer Stimmbänder noch verstärken.
Gute evangelische Tradition wird im Bläserkreis der Heidelberger Hochschule für Kirchenmusik gepflegt. Seit dem 18. Jahrhundert haben Posaunenchöre – ausgehend vom Pietismus bzw. der Herrnhuter Brüdergemeinde – ihren festen Platz in Gottesdienst und Gemeindeleben. Der Heidelberger Bläserkreis soll den Studenten der Hochschule für Kirchenmusik als Übungschor für ihren Unterricht in Bläserchorleitung dienen, was derzeit allerdings nur von einem einzigen Studenten genutzt wird. Viele Mitglieder des Ensembles leiten selbst Posaunenchöre in ihren Gemeinden und nutzen den Bläserkreis zur eigenen Fortbildung. Jeweils zum Ende eines Semesters veranstaltet das Ensemble zwei Konzerte mit neu einstudierten Werken. Diesmal war man hierzu unter anderem in Eberbach zu Gast.
Das erste musikalische Wort des Abends hatte allerdings die vor Kurzem renovierte Orgel der Michaelskirche. Sie eröffnete den instrumentalen Dialog in einer „Toccata Festiva“ des Heidelberger Orgelprofessors Carsten Klomp. Doch kaum hatte Achim Plagge der Orgel erste filigrane Töne entlockt, da kam schon die gewaltige Antwort aus dem Kirchenschiff. Riesengroße Klangfülle ergriff Besitz von ehrwürdigen Kirchenmauern und den Menschen, die sie umhüllten. Ein virtuoses Mit- und Umeinander von Orgel und Bläsern schuf einen ersten starken Eindruck von dem, was noch kommen sollte. Abwechselnd begleiteten im Anschluss Bläser und Orgel den Gemeindegesang im Kirchenlied „Himmel, Erde, Luft und Meer“, in einer Version der Karlsruher Kirchenmusikerin Reiko Emura. Mit prallem Klang wurden die Zuhörer in einem für Posaunenchor eingerichteten „Präludium in Es“ des romantischen Orgelkomponisten Gustav Merkel konfrontiert. Fast zu wuchtig für eine Motette, jene Musikform, bei der eigentlich das vom „Menschenchor“ gesungene Wort im Mittelpunkt steht, kam eine von Stefan Hübsch für Posaunenchor eingerichtete Fassung der „Drei Motetten op. 110“ von Johannes Brahms daher. Statt einfühlsam-eindringlicher menschlicher Stimme machte geballte Bläserpower die Textbotschaft zuweilen zum bedrohlich anmutenden Fanal. Versöhnlich dann die Orgel: leicht und duftig, facetten- und nuancenreich ließ Achim Plagge eine Toccata von US-Komponist Ralph Kinder in frühlingshaftem Dreivierteltakt durchs Gotteshaus tänzeln. Musik von Edward Elgar oder ein vom ehemaligen Eberbacher Kantor Johannes Matthias Michel für Orgel und Bläser gesetztes Gemeindelied waren weitere Programmpunkte. Prädikant Walter Pfefferle sprach ein Abendgebet. Dann erfüllte noch einmal ein kunstvolles Geflecht aus Orgel und Bläsern die Kirche. Es folgte: begeisterter Applaus.

Barbara Nolten-Casado

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