Das macht Laune:
Landeskirchengesangstag 2009 in Lahr

Eine rundum gelungene Sache war der Landeskirchengesangstag Süd in Lahr am ersten Juli- Wochenende. Nach der Eröffnung im Denkmalhof der Stiftskirche – die in diesem Jahr ihr 750- jähriges Jubiläum feiert – ging es direkt weiter zur „Nacht der Lieder“.

9 Chöre waren zu diesem Abend eingeladen worden. Auf zwei Bühnen wechselten sich Chöre und Musikstile ab, und das Publikum war im wahrsten Wortsinne hin und her gerissen, welche Beiträge besser ankamen. Eröffnet hatte der Gospelchor aus Offenburg, danach kam der erste klassische Leckerbissen: das Herdermer Vokalensemble aus Freiburg mit durchweg jungen Stimmen. Und so ging es munter weiter: nach dem Gospelchor Taktlos aus Badenweiler sang der Pforzheimer Motettenchor ein reines Mendelssohn-Programm, danach der Jazzchor Radolfzell. Mit der Kantorei Hochrhein ging es mit der Bachmotette „Jesu meine Freude“ wieder in den klassischen Bereich. Nach der Jugendkantorei aus Pforzheim sang der Figuralchor aus Offenburg ein rein nordisches Programm mit Werken von Nystedt und baltischen Komponisten- für viele Zuhörer eine neue, interessante Klangwelt. Den Abschluss bildeten die Lokalmatadoren: die skywalkers aus Lahr, ein großer Jugendchor mit Begleitcombo unter Leitung von Bezirkskantor Hermann Feist, die Stücke aus ihrem Kirchentagsprogramm darboten. Ein Abend der Kontraste mit wunderbarer Chormusik war zu Ende gegangen, und an den zahlreichen Verpflegungsständen rund um die Kirche klang vieles noch lange Zeit nach.

Eine große Lobeshymne hat sich der Lahrer Bezirkskantor für die gelungene Organisation des Landeskirchengesangstages verdient. Heerscharen von Mitarbeitern hatte er mit seinem Team organisiert und eingeteilt, so dass sich die über tausend singenden Gäste rundum gut betreut wussten. Alle halfen mit: beim Bänkeaufstellen für die Schlussveranstaltung am Sonntagmorgen um 7 Uhr (!) wurden mehrere Pfarrer gesichtet, der Dekan nutzte seine Kontakte und half bei der Technik, der Bezirksjugendreferent mobilisierte Dutzende von Helfern für die Essensausgabe und so ließe sich die Liste der helfenden Hände noch lange fortsetzen.

Am Sonntagmorgen trafen noch mehr Sängerinnen und Sänger im Kirchenbezirk Lahr ein. In ingesamt sieben großen Kirchen fanden Festgottesdienste statt. Immer vereinten sich dabei die Stimmen der „Heimchöre“ mit den angereisten Gästen zu einem großen Chor. Die Chorleitung übernahmen die beiden Landeskantoren Klomp und Michaelis und einige Bezirkskantoren aus der Südhälfte. Das gut ausgewählte Chorheft für den Tag konnte jetzt seine Praxistaufe bestehen- obwohl 14 Chorstücke in den Gottesdiensten vorkamen, wurde es keine „unendliche Geschichte“. Auch hier ein Wechselspiel der Epochen und Stile, und gerade diese Mischung aus Swing und Bach, aus bekannt und neu machte den Reiz aus.

Ein treuer und unverzichtbarer Bestandteil der Landeskirchengesangstage ist die Begleitung der Bläser. Ob bei der Eröffnung, in den Festgottesdiensten oder beim festlichen Höhepunkt- immer waren gut vorbereitete Bläsergruppen selbstverständlich mit dabei. Ohne diese Unterstützung ginge es nicht, da den Sängerinnen und Sängern im Freien die Akustik der Kirchen fehlt. Ein großer Dank an die beteiligten Bläserinnen und Bläser, Landesposaunenwart Heiko Petersen, Bezirkschorleiter Traugott Fünfgeld und allen Chorleiterinnen und Chorleitern, die mit dabei waren!

Nach den Gottesdiensten ging es zum gut organisierten und schmackhaften Mittagessen in der Aula des Max Planck Gymnasiums und auf den Marktplatz in Lahr. Dort sangen die unterschiedlichsten Chöre und Ensembles über die ganze Mittagszeit, dazwischen gab es Interviews von Dekan Kreplin mit den Aktiven. Gefragt war hier – dank des schönen Sommerwetters- vor allem Schatten, so dass sich die Zuhörer auf der beschatteten Seite des Marktplatzes zusammenfanden.

Kurz vor 15 Uhr begann dann die Probe für die Schlussveranstaltung. Gott sei Dank zog pünktlich etwas Bewölkung auf, so dass sich die Choristen aus dem Schatten und den Cafés auf den Marktplatz trauten. Ein sehr guter Schachzug war die Platzierung der Stiftskantorei auf der Bühne als Ansingechor. Dank der guten Beschallung konnten die Sängerinnen und Sänger auf dem Platz jederzeit „Chorklang“ hören und sicher mitsingen, ohne dass die Akustik im Freien zum Problem wurde.
Die beiden Landeskantoren Michaelis und Klomp sangen kurz die Stücke für die Schlussfeier an – und waren so überrascht von der guten Vorbereitung, dass sogar Zeit blieb an dynamischen Feinheiten zu arbeiten und mit einigen scherzhaften Bemerkungen („man kommt sich so blöd vor, wenn man anders dirigiert als Sie singen“) für gute Stimmung zu sorgen. Bei der Schlussfeier sprachen neben dem Verbandsvorsitzenden Gero Albert noch Prälat Dr. Pfisterer, Oberkirchenrat Dr. Nüchtern und Kultusminister Helmut Rau, der von Dekan Kreplin interviewt wurde.

Bei allem Aufwand, den so eine Freiluftveranstaltung bedeutet, hat es sich gelohnt aus den Kirchen in die Öffentlichkeit zu gehen: bis weit in die Innenstadt klangen die Gesänge „in die Welt hinaus“. Viele Lahrer erlebten ihren Marktplatz plötzlich ganz anders, beim Jubilate wippten die Sonnenhüte und Füße und nach dem feierlichen Schlusschoral „Gloria sei dir gesungen“ gab es ergriffene Stille.

Ob so große Chortreffen noch „zeitgemäß“ sind wird hin und wieder diskutiert. Wenn man die Veranstaltungen in Lahr miterlebt hat kann man nur mit den Worten eines Teilnehmers sagen: der Landeskirchengesangstag hat Laune gemacht. Sowohl Teilnehmer, auftretende Chöre als auch Mitarbeiter sagten unisono: so gerne mal wieder!

Susanne Moßmann

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