Chorjubiläum:
125 Jahre Kantorei Grenzach

Anfang 1884 wurde in Grenzach ein Evangelischer Kirchenchor gegründet. Bis zum Ende des 1. Weltkrieges liegen uns nur Erinnerungsberichte vor, doch scheint der Chor recht weltlich ausgerichtet gewesen zu sein. Nach den Wirren des 1. Weltkrieges kam es 1920 zu einer Neugründung. Der Chor wurde wie ein Gesangverein geführt und zählte 30 - 40 Aktive und viele Passiv-Mitglieder. Vorwiegend Heimat- und Vaterlandslieder bildeten das Repertoire des Chores. 1936 mussten die Kirchenchöre ihre Vereinsform aufgeben und wurden der Verwaltung der Kirche unterstellt. Nach eher traurigen Verpflichtungen während des 2. Weltkrieges konnte der Chor bereits 3 Monate nach Kriegsende seine reguläre Tätigkeit wieder aufnehmen.

Ein Neubeginn und damit ein Umbruch bahnte sich langsam an! Dieser ist mit dem Namen Enrico Raphaelis verbunden, dem ersten hauptamtlichen Kantor in unserer Kirchengemeinde. Nun hielten auch die großen Komponisten evangelischer Kirchenmusik Einzug ins Repertoire. In seiner bis 1962 dauernden Tätigkeit führte er den Chor zu beachtlicher Größe und hohem Ansehen. Konzerte, die er mit der Kantorei durchführte, fanden stets großes Interesse und ausgezeichnete Kritiken. Auch der Rundfunk interessierte sich und kam mehrmals zu Aufnahmen. Meilensteine bildeten mehrere Kantaten und Motetten von J. S. Bach, die Matthäus- und die Johannespassion von Schütz, Haydns Schöpfung und Bachs Weihnachtsoratorium.

Nachdem Eva-Maria Förster für 4 Jahre die Kantorenstelle innehatte, übernahm 1968 Hans Himmler die Leitung. Als Organist kam im gleichen Jahr Dieter Zeh nach Grenzach. Diese beiden Musiker brachten der Kantorei nochmals einen enormen Aufschwung. So steigerte sich die Zahl der Sänger vorübergehend auf über siebzig. Die markantesten Aufführungen dieser Zeit waren „Acis und Galathea“ und das „Dettinger Te Deum“ von Händel, das „Gloria“ von Vivaldi und die Weihnachtsoratorien von Bach und Herzogenberg.

1979 übergab Hans Himmler die Chorleitung an Dieter Zeh, der den Chor bis heute leitet. Ein ganz großes Highlight dieser 30 Jahre bildet sicher die Freundschaft mit der Partnergemeinde Ludwigsfelde, die zu DDR-Zeiten im Jahre 1983 unter schwierigsten Bedingungen entstanden ist und jetzt mit der 10. Chorbegegnung und der gemeinsamen Aufführung des Oratoriums „Die letzten Dinge“ von Louis Spohr einen weiteren Höhepunkt erfährt.

Musikalisch ist diese Phase noch stärker als die vorangegangenen geprägt von großen Konzerten wie Händels „Salomo“, den Oratorien „Paulus“ und „Elias“ von Mendelssohn, dem „Mozart-Requiem“ und zuletzt Haydns „Schöpfung“. Aber auch Kantatengottesdienste und die festliche Gestaltung des 2. Weihnachtstages sind prägende Konstanten in den Aktivitäten des Chores, man denke nur an die schönen Weihnachtsoratorien von Fidelis Müller und Georg Gebel. Erwähnenswert ist schließlich auch die ökumenische Zusammenarbeit vor Ort. So wurde z. B. mit dem Chor von St. Michael 2002 die „Messe in G“ von Schubert aufgeführt.

40 Jahre führte Obmann Theo Dietrich die Geschicke der Kantorei. Nachdem er im Jahre 1998 von seinem Amt zurückgetreten war, folgten ihm Ernst Freiberg und seit 2005 Frank Hirtle. Beide haben die Tradition des Chores fortgeführt und so wird es möglich sein, das Jubiläumsjahr 2009 mit der Aufführung des Weihnachtsoratoriums von J.S. Bach abzuschließen. Was für eine Freude!

Frank Hirtle

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