Nach dem ersten Pop-Oratorium „Die 10 Gebote“ im Jahr 2012 in Mannheim, dem Gospel-Musical „Amazing Grace“ 2015 in Karlsruhe und im Reformationjahr 2017 dem großen Pop-Oratorium Luther in Mannheim fand nun am Samstag, den 11. Januar in Offenburg das vierte große Chor-Musical Projekt in Zusammenarbeit zwischen der Creativen Kirche Witten und unserer Landeskirche statt.
Von Achim Plagge
„Martin Luther King - Ein Traum verändert die Welt“ mit 724 mitwirkenden Choristen füllte die Baden Arena in Offenburg bis auf den letzten Platz. Ein sängerisch sehr gut disponiertes Team aus Musicaldarstellern sowie eine (Big-)Band, die u.a. mit den beiden Komponisten des Werkes, Christoph Terbuyken am Bass und Hajo Gäbler am Keyboard sowie zahlreichen Bläsern professionell und abwechslungsreich besetzt war, begleiteten den Chor.
Hervor zu heben sind die beiden Chordirigenten Friedhelm Matter aus Meißenheim (Chorleiter der Golden Harps) und Bezirkskantor Traugott Fünfgeld aus Offenburg, die mit ihrem exakten Dirigat den großen Chor sicher durch alle akustischen Herausforderungen führten.
Zu Beginn war man gespannt auf den Mega-Sound so vieler Choristen und musste dann bald merken, dass auch Hundertschaften von Sängerinnen und Sängern manchmal akustisch in den Hintergrund geraten können. Die Akustik einer riesigen Halle hat ihre eigenen Gesetze. Jedoch wurde dieser Makel in der Balance von den Tontechnikern bald behoben und der Chor kam im Laufe des Werkes besser zur Geltung. Kompliment an die Komponisten und die Chorleiter, die es u.a. durch gute Satztechnik verstanden, einen coolen Gospelsound im Chor zu zaubern.
Andreas Malessa - Buchautor, Musiker und Journalist - schrieb das Libretto des Musicals, das ausgehend von Kings berühmter Rede „I‘ve a dream“ der Frage nachging, was es mit eben diesem Traum auf sich habe und wie sich dieser verwirklichen lasse. Malessa lässt die Handlung nach Kings Tod im Alter von erst 39 Jahren einsetzen und zeigt anhand der Personen, die King auf seinem charismatischen Weg begleitet haben - Ehefrau Coretta und seine Mitkämpferin Rosa Parks- was es bedeutet, neue gesellschaftliche und gerechtere Strukturen etablieren zu wollen. Kings Leben war geprägt von inneren und äußeren Kämpfen, Selbstzweifeln und Euphorie, Rückschlägen und Anerkennung.
Dabei wird sein Wirken von großem Idealismus und dem Willen zur Veränderung ohne Einsatz von Gewalt geprägt, ganz dem Vorbild Martin Luthers und Mahatma Gandhis folgend (im Gegensatz zu seinem früheren Mitstreiter Malcolm X).
Besonders deutlich wurde der ergreifende Einsatz Martin Luther Kings beim Marsch auf Washington am 28. August 1963, bei dem er mehr als 200.000 Menschen allen Alters und aller Rassen dazu motivieren konnte, für eine bessere und gerechtere Welt zu protestieren.
Und wie könnte dies überzeugender dargestellt werden als mit einem Chor aus so vielen engagierten Sängerinnen und Sängern, die mit sichtlich viel Spaß und großem Engagement dieses große und wieder so aktuelle Thema ergreifend nahe bringen konnten. Und wenn hier Choristen gemeinsam mit solcher Begeisterung vom Traum von einer besseren und gerechteren Welt singen, dann ist dies ein Konzept, das nicht nur für die Zuschauer, sondern gerade für die Mitwirkenden zu einem ergreifenden Erlebnis und zu einem lohnenswerten Projekt wird.