Mit Schnapszahlen und Sommerhitze:
Begeisterte Teilnehmer bei der Odenwälder Feriensingwoche
Von Martin Lehr
Auch auf dem Höhepunkt der Temperaturkurve ließen sich knapp 40 Sängerinnen und Sänger aus (Kirchen)Chören vom Bodensee bis Berlin nicht die gute Laune verderben und trafen sich zu fröhlicher Gemeinschaft im Begegnungszentrum Weinheim-Ritschweier. Zu den intensiven, aber launigen Proben an den Vormittagen und Abenden zogen sie sich nötigenfalls in die kühleren Kellerregionen zurück; nachmittags brachten kleinere Waldwanderungen, die schattige Wiese oder auch ein Abstecher in ein Schwimmbad willkommene Erholung. Auch die fürsorgliche Schwester Dominica und ihr fleißiges Team sorgten wieder wunderbar für das Wohl der Gäste, sodass diese den Aufenthalt am idyllischen Ort trotz der Hitze genießen konnten.
In diesem Jahr standen die gemeinsamen Tage im Zeichen von „Schnapszahlen“. Zunächst war es die bislang 11. Feriensingwoche in Ritschweier, und am Abschlusstag beging Schwester Dominica ihren 88. Geburtstag. Doch vor allem die Lebensalter der von Kantor Martin Lehr ausgewählten Komponisten hatten ihren Anteil an der Zahlenspielerei: 333 Jahre J. S. Bach und G. Fr. Händel, 222 Jahre Carl Loewe und 111 Jahre Wolfgang Fortner. Aus dessen Kontrapunktunterricht stammten 2 Bicinien, notiert von Hedwig Lehr geb. Glaser; auch zwei zunächst gewöhnungsbedürftige Choralsätze mit herber Harmonik fanden zunehmend Gefallen. Die beliebten romantischen Kompositionen Loewes stellten wieder andere Anforderungen an Klang und Gestaltung; hier konnte der gutbesetzte Singwochenchor seine Flexibilität lustvoll unter Beweis stellen. Von Händel gab es ein festliches Chorstück mit Singwochenorchester aus dem eher unbekannten „Alexanderfest“ und weitere dankbare Chorsätze; mehrere schwungvolle Choräle von Bach ergänzten das Programm. Eine bemerkenswerte Bereicherung waren zwei „ausgegrabene“ Werke von Josef Michel (1928 – 2002), der 1973 die Tradition der Feriensingwochen begründet hatte und dessen „Gaienhofener Liturgie“ wie immer für den Abschlussgottesdienst mit vorbereitet wurde.
Doch am letzten Abend wurde nach dem obligatorischen opulenten Büffet erst noch in warmer Sommerluft ausgelassen gefeiert. Nach dem herzlichen Dank an Schwester Dominica mit ihren Helferinnen und an die Singwochenverantwortlichen schreckten die üblichen Verdächtigen mit einem abwechslungsreichen Programm auch vor massiven Angriffen auf das Zwerchfell der munteren Schar wieder nicht zurück. Derart gelockert konnte am nächsten Morgen der Abendmahlsgottesdienst mit vielen der erarbeiteten Chorwerke zur besonderen Freude der Gemeinde reich gestaltet werden; in der evang Kirche Lützelsachsen wurde er zusammen mit Pfarrerin Gesine von Kloeden aus Hohensachsen festlich gefeiert. Anschließend erklang zum offiziellen Schluss traditionell die Michel-Motette „Herr, unser Herrscher“, bevor sich die Teilnehmer in Vorfreude aufs nächste Jahr voneinander verabschiedeten.