‚Unser Gott hat uns geschaffen…‘ ein Credo-Lied im neuen Anhang
Eine Liedmeditation von Pfarrerin Susanne Labsch, Christuskirche Karlsruhe, Vorsitzende des Landesverbandes evang. Kirchenchöre in Baden.
1)Unser Gott hat uns geschaffen, Mann und Frau, sich selbst zum Bild.
Und Gott schuf die eine Erde, Pflanzen, Tiere, zahm und wild.
Dann hat Gott zu treuen Händen uns die Erde anvertraut,
sie im Segen, durch Gefahren zu bebauen zu bewahren.
Dazu braucht Gott dich und mich, daran glaube ich.
2) Unser Gott ist Mensch geworden, kam als Kind in diese Welt,
Dass die Liebe frisch erblühe, Hoffnung unsere Nacht erhält.
Doch der Weg des Gottessohnes führt durch Leid, durch Kreuz und Tod,
bis er, der so preisgegeben, auferstand in neues Leben
Und nun wirkt durch dich und mich, daran glaube ich.
3) Unser Gott will, dass wir leben, Kraft dazu schenkt Gottes Geist,
Der uns jeden Tag beflügelt und uns jenen Tag verheißt,
An dem Tod und Tränen enden, Schmerz und Trauer nicht mehr sind.
Doch zuvor wird er uns lehren, unser Brot so zu mehren,
Dass es reicht für dich und mich, daran glaube ich.
Das christliche Glaubensbekenntnis können wir nicht nur sagen, sondern auch singen.
Viele Bekenntnislieder haben wir bislang nicht. Im neuen Anhang finden wir Eines von Eugen Eckert und Peter Reulein, das schon im Chorheft für das Chorfest in Heidelberg stand und bei den Chören Anklang gefunden hat.
Eckert ist uns als Lieddichter bekannt durch ein gern gesungenes Segenslied aus dem Jahr 1987: „ Bewahre uns Gott, behüte uns Gott…“. Dieses Bekenntnislied nun stammt aus einer keltischen Messe nach geistlichen Texten aus Irland und Schottland: „Das Licht in unseren Herzen“. Sie Messe entstammt der ökumenischen Zusammenarbeit zwischen dem evangelischen Studentenpfarrer Eugen Eckert mit dem katholischen Kirchenmusiker und Komponisten Peter Reulein ( geb. 1966).
Sie haben sich anregen lassen von der ökumenischen Kommunität von lona und einige Texte des iro-schottischen Mönches Columban verdichtet. Er missionierte im 6./7. Jahrhundert von Iona in Schottland aus und verfasste geistliche Dichtung, immer in besonderer Achtung vor Gottes Schöpfung. Die heutige Kommunität auf lona wurde 1938 durch den anglikanischen Pfarrer George MacLeod gegründet. Er sammelte junge Arbeitslose um sich, mit denen er das alte Kloster wieder aufbaute, damit dort der christliche Glaube mit dem Einsatz für die Bewahrung der Schöpfung, Gerechtigkeit und Frieden verbunden werde. Die lona-Kommunität entspricht in ihrem Stellenwert im englischsprachigen Raum ungefähr den der Kommunität von Taize in Mitteleuropa, auch wenn die Gewichte zwischen Kontemplation und Aktion bei beiden unterschiedlich sind. Bei uns in Deutschland sind die Liturgien von lona (leider) viel weniger bekannt als die von Taize.
Dieses Credo-Lied folgt in seinen drei Strophen den Artikeln des Apostolischen Glaubensbekenntnisses: ‚Ich glaube an Gott…den Schöpfer des Himmels und der Erde‘ - ‚Ich glaube an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn‘ und ‚Ich glaube an den Heiligen Geist‘. Wobei im Lied die Wendung: ‚Ich glaube‘ nicht jeweils am Anfang des Bekenntnissatzes, sondern am Ende steht: ‚Daran glaube ich‘. Wir könnten mit der Gemeinde so auch die ersten Sätze einer Strophe im Wechsel nacheinander singen und dann anschließen: „ Daran glaube ich.“ Den etwas komplizierteren Mittelteil (jeweils Takt 9 -16) könnte ein Ansinge- Chor übernehmen.
Jede Strophe des Credoliedes wird mit entsprechenden biblischen Bildern hinterlegt, die in den Lesungen im Gottesdienst gesagt oder auch gesungen werden können:
In Strophe eins geht es um die Gottesebenbildlichkeit (1.Mose 1,27). Sie kann mit EG 401 weiter besungen werden; der Reichtum der Schöpfung mit EG 509, oder die Verantwortung für sie mit EG 432, so können EG und Anhang 18 hier verbunden werden.
Die Die Weihnachtsgeschichte leuchtet durch den zweiten Vers und EG 410: Christus, das Licht der Welt sowie Worte von ‚Glaube, Liebe und Hoffnung‘ wie in 1. Korinther 13.
In Vers drei erscheinen große Verheißungen, von der Hoffnung für die ganze Schöpfung in Römer 8 oder der Trost, ‚wenn Gott alle Tränen abwischen wird‘ aus Offenbarung 21 (wie u.a. auch in EG 154, 2.3)
Der letzte Satz einer jeden Strophe beschreibt die Wirkung und Kraft Gottes, er wirkt ‚ durch dich und mich‘ und ‚für dich und mich‘. Wir werden als Singende zu Haushälter/innen der mancherlei Gnade Gottes. So reicht dann ‚das Brot für dich und mich‘.
Damit kommen die aktuellen Fragen dieser einen Welt in den Blick: die Menschenwürde, die Bewahrung dieser Erde, die Überwindung von Leid und Hunger. Genauso wie die Ökumenische Kommunität von Iona in ihrem Singen und Beten christliches und Engagement für die Bewahrung der Schöpfung, Gerechtigkeit und Frieden miteinander verbindet. Ein Credolied zu Kontemplation und Aktion (nicht nur) für Erntedank.
Das Gottesdienstinstitut in Nürnberg hat liturgische Gesänge und Gebete der Iona Gemeinschaft auf Deutsch und Englisch herausgegeben.
Eine trinitarisches Tages- Gebet aus Iona passt gut zu diesem Lied:
Mysterious God, Maker and encourager, surprise us with angels…
Geheimnisvoller Gott, du Schöpfer und Ermutiger – überrasche uns mit deinen Engeln…
Revealing God, Questioner and Caller, surpise us with stories.
Offenbarer Gott, du Fragender und Rufer, überrasche uns mit deinen Geschichten,
Breathing God, Dancer and delighter, surprise us with joy.
Atmender Gott, du Tänzer und Entzündender, überrasche uns mit Freude.