workshop "Kreatives Gemeindesingen" mit Christa Kirschbaum

Bei der Mitgliederversammlung des Kirchenchorverbandes wurde in diesem Jahr außergewöhnlich viel gesungen. Jeder Teilnehmende – egal ob studierter Kirchenmusiker oder Kirchenchormitglied – konnte für die Chorarbeit zu Hause Anregungen mitnehmen.
Referentin war Landeskirchenmusikdirektorin Christa Kirschbaum aus Hessen- Nassau, die sich im Laufe ihrer kirchenmusikalischen Tätigkeit auf das kreative Gemeindesingen spezialisiert hat.
Gesungen wurde ausschließlich aus dem Evangelischen Gesangbuch.
Begonnen wurde mit EG 449 Die güldne Sonne. Jeder suchte sich sein „Lieblingswort“ in der Strophe heraus und stand während des Singens dazu auf. Danach mußten die Teilnehmer schon etwas mehr mitdenken: bei EG 279 wurde die Melodie aufgeteilt: alle „Mezzosänger“ bekommen den Ton g zugeteilt und sangen ausschließlich diesen, alle hohen Stimmen übernahmen die Melodieteile darüber, alle tiefen Stimmen die darunter. Durch dieses Reiz-Reaktionsspiel wurden plötzlich Einzelheiten der Melodie wieder neu bewußt.
Anschließend wurde der Allemande-Rhythmus (Viertel,Viertel, Halbe) zu EG 73 geklatscht und gestampft. EG 98 wurde dann als Chorimprovisation entfaltet (Ostinato e-h, Stehenbleiben auf verschiedenen Melodietönen mit Clusterbildung).
Besonders festlich wurde EG 100 entfaltet: die Männerstimmen sangen auf die Töne des D-Dur- Dreiklanges ein Halleluja in langsamen Glockentönen, die Frauen das Halleluja aus EG 100 im vierstimmigen Kanon (Einsatzabstand ein Halleluja) dazu.
Wieder rhythmischer und garnicht so einfach wurde es, als die Teilnehmer versuchten zu EG 229 ein „Pattern“ mit Händen und Füßen zu gestalten. Da war es schon leichter, zu EG 1 einen Reigentanz hinzubekommen. „Perlenkette“ nennt sich das Modell, bei dem je zwei Teilnehmer ein Wort einer Choralmelodie übernehmen und so der Choral im Kreis wandert.
An Kompositionen von Arvo Pärt erinnerte die Improvisationen zu EG 361 – jede Choralzeile wurde in selbstgewählten Tempi ein, zwei oder dreimal gesungen – so entstand wieder eine faszinierende Klangwolke, bei der man doch immer wieder bekanntes heraushörte.
Einen besonders festlichen Abschluß bildete der Chorsatz EG 535 Gloria sei dir gesungen, der in dreichöriger Fassung aufgeführt wurde. Der große Chor stand unten im Lichthof, ein kleinerer Chor stand oberhalb der Treppe, und ein Soloquartett erklomm die Treppen bis zum Balkon ins 4. Stockwerk. Christa Kirschbaum gab die Einsätze nicht etwa nur hintereinander, sondern auch überlappend. Man fühlte sich an mehrchörige Werke von Gabrieli erinnert – und stellte fest, dass der Lichthof des Oberkirchenrat sich durchaus für ein Konzert eignen würde.
Christa Kirschbaum schaffte es, alle workshop-TeilnehmerInnen mitzunehmen und verblüffende Effekte und neues Entdecken von bekannten Liedern zu ermöglichen. Sie betonte dabei, dass alle Ideen immer nur Anregungen sein sollen für das eigene Tun. Wenn etwas im Gottesdienst mit der Gemeinde durchgeführt werden soll, dann ist es empfehlenswert, es mit dem Chor schon einmal vorher probiert zu haben.
Angeregt und gleichzeitig wunderbar eingestimmt fuhren die Teilnehmer der Mitgliederversammlung wieder nach Hause – sicher wird in den darauffolgenden Chorproben das eine oder andere schon in der Praxis ausprobiert und angewendet worden sein.

Susanne Moßmann

Empfohlene Literatur: „Melodiespiele mit Gesangbuchliedern“ (Christa Kirschbaum), „Choral-Groove“ (Wolfgang Teichmann) „Gesangbuchlieder als Tänze entdecken“ (Siegfried Macht), alle im Strube-Verlag erschienen.

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